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Bisher wurden die Geld- und die Fiskalpolitik getrennt voneinander analysiert,
um die Wirkungsweisen beider Politikmaßnahmen einzeln zu zeigen. Setzt man
jedoch Geld- und Fiskalpolitik kombiniert ein, spricht man von einem
Politik-Mix, der dazu dienen soll, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Manchmal ergibt sich der kombinierte Einsatz von Geld- und Fiskalpolitik aus
Spannungen oder sogar aus Konflikten zwischen der Regierung, die für die
Fiskalpolitik verantwortlich ist, und der Zentralbank, die die Geldpolitik
steuert. Ein typisches Szenario ergibt sich, wenn die Zentralbank eine
expansive Fiskalpolitik für gefährlich für die Preisentwicklung hält und
deshalb mit einer kontraktiven Geldpolitik gegensteuert. Ein Beispiel
hierfür ist Deutschland nach der Wiedervereinigung zu Beginn der 90er
Jahre:
Nach dem Mauerfall kam es 1990 zur Wiedervereinigung von West- und
Ostdeutschland, die vor dem zweiten Weltkrieg beide ungefähr den gleichen
Entwicklungsstand aufweisen konnten. Nach der Wiedervereinigung jedoch
war Westdeutschland um einiges reicher und produktiver als der Osten
Deutschlands, welcher überhaupt nicht wettbewerbsfähig war. Viele
im Osten angesiedelte Unternehmen waren gezwungen zu schließen oder
benötigten dringend neue Produktionsanlagen. Es kam zu einer deutlichen
Erhöhung der Staatsausgaben, denn es wurden Gelder für Subventionen von
Unternehmen, Sozialleistungen für Arbeitslose, neue Infrastruktur und
die Beseitigung von Umweltschäden benötigt. Ein Teil der erhöhten
Staatsausgaben sollte mit einer Steuererhöhung finanziert werden, der
größere Teil aber über eine Erhöhung des Budgetdefizites. Durch die
Wiedervereinigung stieg die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stark an. Es kam also
zu einem starken Anstieg der Staatsausgaben und der Investitionen, was im
IS-LM-Modell eine starke Rechtsverschiebung der IS-Kurve nach sich zieht,
hervorgerufen durch eine expansive Fiskalpolitik. Das neue Gleichgewicht
von Geld- und Finanzmärkten und dem Gütermarkt liegt im Punkt
mit dem Gleichgewichtszinssatz
und dem
Gleichgewichtseinkommen .
Die Bundesbank fürchtete jedoch daraufhin, dass das Wachstum so hoch sei, dass
Preisauftriebstendenzen entstünden und dies zu einer Inflation führen würde.
Dem sollte mit einer kontraktiven Geldpolitik entgegengewirkt werden. Die
LM-Kurve verschiebt sich nach oben und das neue Gleichgewichtseinkommen
verschiebt sich wieder zurück während der neue Gleichgewichtszinssatz
weiter steigt. Der neue Gleichgewichtszinssatz ist höher als der
Zinssatz, der bei einer ausschließlichen Verschiebung der IS-Kurve
erreicht worden wäre und das neue Gleichgewichtseinkommen
niedriger. Die Unabhängigkeit der Zentralbank erlaubte ihr, ein anderes
Ziel (Preisniveaustabilität) zu verfolgen, als das Ziel der Regierung
(Wirtschaftswachstum).
Wirken beide Politikinstrumente zusammen, so kann die Geldpolitik allerdings
auch die Fiskalpolitik unterstützen, ohne dass der Zinssatz steigt. Ein Beispiel
wären die aktuellen Konjunkturprogramme (Steigerung der Staatsausgaben) bei
lockerer Geldpolitik. Erhöht man gleichzeitig die Regler für Geldmenge und
Staatsausgaben, so steigt das BIP stark an während sich der Zins kaum
ändert.
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