12.5 Änderung von Faktorpreisen

Eine der wichtigsten Fragestellungen, ist die nach den Konsequenzen von Preisänderungen bei den Inputfaktoren. Wie ändern Unternehmen Ihr Verhalten, wenn sich die Löhne, Rohstoff- oder Energiekosten ändern?

In dieser Graphik lassen sich die Effekte einer Preisänderung bei Kapital analysieren. Die Auswirkungen einer Preisänderung von Arbeit sind analog. Fällt der Preis für Kapital, so ist das Unternehmen in der Lage mehr zu produzieren. In jeder bisher möglichen Kombination von Inputfaktoren verbleibt ein Restbudget, mit dem mehr Maschinen erworbe werden können und somit die Produktion gesteigert wird. Die Budgetgerade wird um den Angelpunkt auf der y-Achse gedreht. Dabei ändert sich die Steigung auf das neue Preisverhältnis.

Falls der Preis für Kapital fällt, der für Arbeit aber konstant geblieben ist, ist der Löhn relativ zu den Kosten des Maschineneinsatzes gestiegen. Der relative Preis des Kapital ist also gefallen, die Kostengerade verläuft flacher. Welche Güterkombination genau vom Unternehmen gewählt wird, hängt wiederum von der Produktionsfunktion ab. Für alle gängigen Produktionsfunktionen steigt der Gebrauch eines Inputfaktors, wenn dessen Preis sinkt. Wenn also die Notenbank die Zinsen senkt, dann werden Investitionen in Produktivkapital (Maschinen, Gebäude, ...) attraktiver und vermehrt getätigt.

Im hier beschriebenen Fall bleibt der Konsum des anderen Faktors Arbeit konstant. Dies ist eine Eigenschaft der hier verwendeten Cobb-Dougls-Nutzenfunktion U = xαyβ. Der Anteil der Ausgaben für einen Faktor am Budget (xpx = α α+βB bzw. ypy = β α+βB) ist konstant.

Maßnahmen, die die Preise von Inputfaktoren betreffen, haben die wohl größte wirtschaftspolitische Bedeutung von allen Entscheidungen der Politik. Dabei müssen die direkten Effekte und die Zweitrundeneffekte berücksichtigt werden. Exemplarisch führen wir dies am hier vorgestellten Beispiel einer Zinssenkung vor. Würden die Zinsen ansteigen oder die Lohnhöhe direkt beeinflusst werden, so hätte dies die entsprechenden Auswirkungen. Bei einer Zinserhöhung eben entgegengesetzt.

Bei einer Zinserhöhung zeigen sich folgende Auswirkungen:

  1. Direkter Effekt: Investitionen werden lukrativer. Unternehmen fragen mehr Investitionsgüter nach.
  2. Direkter Effekt: Die Beschäftigungseffekte eines verstärkten Einsatzes von Maschinen ist unklar: Er kann sowohl positiv sein (mehr Personal, dass an und mit den Maschinen arbeitet) oder auch negativ (wenn menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt wird). Welcher Effekt überwiegt, hängt von der Branche und der Art der Arbeit ab. Gering qualifizierte Arbeit wird in der Regel negativ betroffen sein.
  3. Zweitrundeneffekt: Die ansteigende Investitionsgüternachfrage sorgt für Wachstum in den Branchen, die Investitionsgüter herstellen. Dies sorgt dort für einen Anstieg von sowohl Kapital- wie auch Personalbedarf. Gerade in Deutschland mit seinem starkten Mittelstand und Maschinenbausektor, überwog dieser Effekt bislang immer die potentiell negativen direkten Auswirkungen.

Eine Zinserhöhung hat den genau gegenteiligen Effekt, wie man in den Jahren nach der Coronapandemie sehr gut beobachten kann, wenn die Wirtschaftsleistung im Maschinenbau und im Baugewerbe deutlich zurück geht.

Abschließend sei angemerkt, dass die Zeitschiene in unserem vereinfachten Modell nicht angesprochen wird. Üblicherweise reagieren Unternehmen bereits auf erwartete Zins- oder Lohnänderungen, da sie für Umstrukturierungen Zeit benötigen und die Kosten umso höher sind, je schneller diese erfolgen (müssen). Außerdem rechnet man mit bis zu zwei Jahren, die eine Zinsänderung benötigt, um ihre Wirkung vollständig zu entfalten. D.h. die typische Aufarbeitung dieser Vorgänge in den Medien ist zumeist sachlich falsch, da die lange Dauer und die Erwartungsorientierung der Anleger nicht angemessen berücksichtigt werden.


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