7.1.1 Zinsparität: Grundidee

Die Grundidee der Zinsparität ist eine sehr einfache: Im Marktgleichgewicht sollten alle Anlagen dieselbe Rendite erzielen, sonst entsteht Arbitrage. Bezogen auf den Vergleich einer Staatsanleihe im Inland und einer im Ausland, genauer gesagt in ausländischer Währung, bedeutet dies, dass zusätzlich zu den erzielten Zinsen noch die Veränderung des Wechselkurses im Anlagezeitraum berücksichtigt werden muss, also:

Die Rendite (Inlandszins i) der heimischen Anleihe muss der Rendite der Anlage im Ausland entsprechen, wobei letztere aus dem Zins im Ausland (i) und der Änderung des Wechselkurses 𝔼(Δe) entspricht. Mit anderen Worten entspricht die Zinsdifferenz der erwarteten Abwertungsrate.

i i = 𝔼(Δln(E))

Wir werden in diesem Kapitel vier Aspekte näher beleuchten:

  1. Die Annahmen, die durchaus kritisch zu sehen sind.
  2. Die Gleichung: Herleitung und
  3. Anwendung, Interpretation und Beispiel

Die Unterschiede in den Prozentangaben zu Auf- und Abwertung bei den beiden Währungen ergeben sich aus der jeweiligen Sichtweise. Verdoppelt sich der Wert der einen Währung ( + 100%), so halbiert sich der Wert der anderen ( 50%).1

1Die Angabe der Auf- oder Abwertung in % ist linear additiv, während der Zusammenhang multiplikativ ist. Bei einer Verdoppelung des Wechselkurses von E = 1 nach E = 2 (entspricht + 100%)wird bei ersten Tausch der Betrag mit 2 multipliziert, um den Betrag in Fremdwährung zu erhalten, und beim Rücktausch mit 1/E, also 1/2, multipliziert. Der Rückgang von 1 auf 0.5 entspricht aber nur 50%.


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Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de