5.1 Abweichung des Preises vom Gleichgewicht

Im vorherigen Abschnitt wurde das Marktgleichgewicht als Schnittpunkt zwischen Nachfrage- und Angebotskurve hergeleitet. Dieser Punkt stellt diejenige Preis-Mengen-Kombination dar, an der eine sog. Markträumung stattfindet, d.h. es gibt keinen Anbieter der zu diesem Preis seine produzierten Waren nicht verkaufen kann, noch einen Nachfrager, dessen Nachfrage zu diesem Preis nicht befriedigt werden kann.
In den folgenden Abschnitten wollen wir die Frage klären, ob und wie dieses Gleichgewicht erreicht wird. In unseren einfachen Modellen nehmen wir an, dass alle Markteilnehmer vollständige Information besitzen und wir vernachlässigen örtliche und zeitliche Differenzen sowie Transport- und transaktionskosten. In der Realität befinden sich Märkte jedoch nicht exakt im Gleichgewicht , da ständige Veränderungen der Nachfrage und des Angebots, der Informationslage und die zeitliche Verzögerung in der Umsetzung von Entscheidungen (Lags) die sofortige Realisation des Gleichgewichts verhindern.
Außerdem stellt sich die Frage nach der Stabilität des Gleichgewichts: Ist das Marktgleichgewicht stabil wie etwa ein Ball in einer Schüssel, der immer wieder an den tiefsten Punkt rollt, wenn er zur Seite gestoßen wird, oder ist es instabil, wie ein Ball der auf der Spitze eines Stiftes ausbalanciert wurde und der nach einem Stoß herunterfällt und nicht wieder ins Gleichgewicht kommt.
Die obige Graphiken "Abweichung des Preises vom Gleichgewicht" zeigt, dass das Marktgleichgewicht stabil ist. Das "Cobwebtheorem" zeigt eine mehrperiodige Sichtweise.
Ursachen für Marktungleichgewichte können auch staatliche Eingriffen in den Markt sein, wie beispielsweise Mindest- oder Höchstpreise.
Ungeachtet der verschiedenen Ursachen für den höheren oder niedrigeren Preis führt sein Eintritt zu bestimmten Konsequenzen. Liegt der Preis oberhalb des Gleichgewichtspreises, so führt dies zu einem Angebotsüberschuss. Liegt der Preis unterhalb des Gleichgewichtspreises, so führt dies zu einem Nachfrageüberschuss. Beides führt seitens der Anbieter zu einem Preisdruck nach unten resp. oben, welcher die Preise in Richtung des Gleichgewichts schiebt.
Die Horizontale auf Höhe des aktuellen Preises schneidet die Nachfrage- und Angebotskurve. Der x-Wert dieser Schnittpunkte stellt die zu diesem Preis nachgefragte bzw. angebotene Menge dar.
Preis oberhalb des Gleichgewichtspreises: Es wird mehr angeboten als nachgefragt. Somit besteht ein Angebotsüberhang. Um die Produkte dennoch loszuwerden, können die Verkäufer entweder in Werbung investieren, oder den Preis senken (Rabatte, Sonderaktionen, Bonusse, etc.). Es besteht ein Preisdruck nach unten, in Richtung des Gleichgewichtspreises.
Preis unterhalb des Gleichgewichtspreises: Es wird mehr nachgefragt als angeboten. Somit besteht ein Nachfrageüberhang bzw. eine Angebotslücke. Sobald die Verkäufer die hohe Nachfrage realisieren, werden sie den Preis nach oben anpassen, um ihren Profit zu steigern. Bei Sonderangeboten kann es auch sein, dass die Nachfrage unbefriedigt bleibt, sobald die Angebote vergriffen sind, und erst wieder zum höheren regulären Preis Ware gekauft werden kann. Es besteht ein Preisdruck nach oben, in Richtung des Gleichgewichtspreises.


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Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de