18.6 Zusammenfassung des Modells

Wichtige Unterschiede zum Ricardo-Modell:

• Zwei Produktionsfaktoren $(K,L)$ statt nur einem $(L)$.
• Gleiche Produktionstechnologien statt länderspezifischer Technologien.
• Steigende Opportunitätskosten (streng konkave Transformationskurve) statt konstante Opportunitätskosten (lineare Transformationskurve).

Zusammenfassung:

• Vorteile des Handels basieren auf Opportunitätskosten-Unterschieden zwischen Ländern.
• Im Heckscher-Ohlin-Modell werden diese Unterschiede in der Ressourcenausstattung verursacht.
• Im Regelfall spezialisiert sich bei Freihandel jedes Land unvollständig auf die Produktion des Gutes, für das es einen komparativen Kostenvorteil aufweist.
• Dieses Gut wird dann exportiert, das andere Gut wird importiert (Hechscher-Ohlin-Theorem).
• Im Handelsgleichgewicht sinkt verglichen mit Autarkie für jedes Land der relative Preis des Importgutes und steigt der relative Preis des Exportgutes.
• Dadurch wird die Menge der Konsummöglichkeiten erweitert und ein höheres Nutzenniveau wird erzielt.

• Zusätzlich können noch bestimmte Aussagen zur Verteilung der Wohlfahrtsgewinne getroffen werden:

  • Kommt es im Gleichgewicht nur zu unvollständiger Produktionsspezialisierung, so führt Freihandel zu einer vollständigen Angleichung der Faktorpreise in den beiden Ländern (Faktorpreisausgleichs-Theorem).
  • In Autarkie war dagegen das Verhältnis von Kapitalzins zu Lohnsatz im kapitalreichen Land niedrig und im arbeitsreichen Land hoch.
  • Es folgt, dass Freihandel Kapitaleigner und Arbeiter unterschiedlich tangiert (Stolper-Samuelson-Theorem).
  • Im kapitalreichen Land gewinnen Kapitaleigner bei Freihandel, während Arbeiter verlieren.
  • Im arbeitsreichen Land gewinnen dagegen Arbeiter bei Freihandel, während Kapitaleigner verlieren.

In der Ausgangssituation stellen wir also fest, dass die Inhaber der knappen Ressource aus der Knappheit einen Vorteil gegenüber den Inhabern der reichlich vorhandenen Ressource ziehen können. Gibt es beispielsweise viele Arbeitskräfte aber wenige Maschinen (z.B. im 19. Jh.!), so ist Arbeit wenig Wert. Internationaler Handel bricht diese Strukturen auf, wie wir unten sehen werden, da die reichlich vorhandenen Ressource den Export bedient und dort Wohlstand generiert. Die vorher knappe Ressource verliert dabei. Gesamtgesellschaftlich ist es ein Vorteil, da die Mehrheit profitiert. Es verbleibt aber die Aufgabe der Politik, gegebenenfalls durch geeignete Maßnahmen wie Umverteilung die Nachteile der Minderheit auszugleichen.