18.5.3 Rechenbeispiel Freihandel

  1. Es wird wie oben angenommen, es gibt zwei Länder, Inland und Ausland (∗), die zwei Güter A und B produzieren. Zur Produktion der Güter werden zwei Faktoren gebraucht: Arbeit L und Kapital K. Inland verfügt über 450 Einheiten an Kapital und 450 Einheiten an Arbeit. Ausland verfügt über 1000 Kapitaleinheiten und 500 Arbeitseinheiten. Die Länder haben gleiche Produktionstechnologien für jede Industrie. Das optimale Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit unter Autarkie in der A-Industrie ist KA LA = 2; das optimale Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit unter Autarkie in der B-Industrie ist KB LB = 1 2. Konsumenten in den Ländern haben die folgende Nutzenfunktion: U(A,B) = A12B12. Die Transformationskurve im Inland ist B = 160 1 4A2.

    Wir haben schon festgestellt, dass Ausland ein kapitalreiches Land und Inland ein arbeitsreiches Land ist. Die A-Industrie ist kapitalintensiv, die B-Industrie ist arbeitsintensiv.

    Die zwei Länder öffnen sich nun für den Freihandel. Nach dem Heckscher-Ohlin-Theorem wird Inland sich auf die Produktion von Gut B unvollständig spezialisieren, Ausland wird sich unvollständig auf die Produktion von Gut A spezialisieren.

    Zusätzlich treffen wir die Annahme, dass die Weltmarktpreise gleich eins sind: pAw = p Bw = 1. Berechnen Sie die Produktions- und Konsummengen in Inland.

    • Produktionspunkt. Das Optimierungsproblem lautet: maximiere Einkommen zu den Weltmarktpreisen unter der Nebenbedingung Transformationskurve. Das Einkommen: I = pAwA p + pBwB p = Ap + Bp.

      = Ap + Bp + λ(160 1 4Ap2 B p)
      Ap = 1 λ1 2Ap = 0 (18.4) Bp = 1 λ = 0 (18.5) ∂λ = 160 1 4Ap2 B p = 0 (18.6)

      18.4 und 18.5 ergibt

      Ap = 4

      Eingesetz in 18.6 erhalten wir

      160 4 B = 0 B = 154.

      Inland wird 4 Einheiten von Gut A und 154 Einheiten von Gut B produzieren.

    • Konsumpunkt. Das Optimierungsproblem lautet: maximiere Nutzenfunktion unter der Nebenbedingung Budgetgerade. Die Budgetgerade ist: pAwA p + pBwB p = pAwA c + pBwB c. Die Weltmarktpreise und die Produktionseinheiten sind bereits bekannt: 158 = Ac + Bc.

      = Ac12B c12 + λ(158 A c Bc)
      Ac = 1 2Ac12B c12 λ = 0 (18.7) Bc = 1 2Ac12B c12 λ = 0 (18.8) ∂λ = 158 Ac Bc = 0 (18.9)

      Aus den Gleichungen 18.7 und 18.8 erhalten wir:

      Ac12B c12 Ac12Bc12 = 1 Ac = Bc

      Eingesetzt in Gleichung 18.9:

      158 A c Ac = 0 Ac = 79 = Bc.

      Inland wird 79 Einheiten von jedem Gut konsumieren. Inland wird 75 Einheiten von Gut B exportieren und 75 Einheiten von Gut A importieren (Heckscher-Ohlin-Theorem bestätigt).

  2. Nun wollen wir zeigen, wie die Nullgewinnbedingungen und die Vollbeschäftigungsbedingungen für die Bestimmung von Faktorpreisen und die Produktionsmengen benutzt werden können. Die Annahmen aus dem Beispiel vorher bleiben. Wir betrachten nur das Inland, das neue Faktorausstattungen und neue Produktionsfunktionen hat. Industrie A ist weiterhin kapitalintensiv, Industrie B - arbeitsintensiv.

    Inland hat nun 450 Einheiten an Kapital und 300 Einheiten an Arbeit. Die Weltmarktpreise sind weiterhin pAw = p Bw = 1.

    A-Industrie hat die folgende Produktionsfunktion: A = 1 100min(KA, 2LA). Die Produktionsfunktion von B-Industrie ist B = 1 100min(2KB,LB).

    • Zuerst wollen wir prüfen, ob die angenommenen Industrieintensitäten tatsächlich stimmen. Zur Bemerkung, die gegebenen Produktionenfunktionen sind die sogenannten Leontief-Produktionsfunktionen. Für 1 Einheit von Gut A wird KA = 100 Einheiten von Kapital und LA = 50 Einheiten von Arbeit gebraucht. Für 1 Einheit von Gut B wird KB = 50 Einheiten von Kapital und LB = 100 Einheiten von Arbeit gebraucht. Es gilt dann:

      KA LA = 100 50 = 2 > KB LB = 50 100 = 1 2.

      Die A-Industrie ist tatsächlich kapitalintensiv und die B-Industrie ist tatsächlich arbeitsintensiv.

    • Berechnen Sie die Faktorpreise mit der Hilfe von Nullgewinnbedingungen. Nullgewinnbedingungen besagen, dass der Preis gleich den Einheitskosten sein muss.

      Für AIndustrie:

      1 = cA(w,r) = aKAr + aLAw
      1 = 100r + 50w 2 200r = 100w

      Für B-Industrie:

      1 = cB(w,r) = aKBr + aLBw
      1 = 50r + 100w

      Die Nullgewinnbedingung der AIndustrie eingesetzt:

      1 = 50r + 2 200r 150r = 1
      r = 1 150, w = 1 150.
    • Berechnen Sie die Produktionsmengen mit der Hilfe von Vollbeschäftigungsbedingungen.

      Vollbeschäftigungsbedingung für LMarkt:

      L¯ = aLA(w,r)A + aLB(w,r)B
      300 = 50A + 100B 100B = 300 50A

      Vollbeschäftigungsbedingung für KMarkt:

      K¯ = aKA(w,r)A + aKB(w,r)B
      450 = 100A + 50B 900 = 200A + 100B

      Vollbeschäftigungsbedingung des LMarktes eingesetzt:

      900 = 200A + 300 50A 600 = 150A
      A = 4, B = 1.


Dynamic Economics - Dynamische Volkswirtschaftslehre: Ein Online Lehrbuch mit dynamischen Graphiken zur Einführung in die Volkswirtschaftslehre © 2010﹦2023 ⋆ ♪ , ♪¨ Trier is licensed under CC BY-SA 4.0
Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de