3.12 Übungsaufgaben



Frage 1: Erklären Sie die Intuition des Solow Modells.




Antwort Frage 1

Das Solow-Modell ist eines der wichtigsten Wachstumsmodelle, um Wirtschaftswachstum zu analysieren. Es zählt zu den „exogenen“ Wachstumsmodellen, d.h. Wirtschaftswachstum wird durch Faktoren bestimmt, die nicht Teil des eigentlichen Modells sind.

Langfristig erklärt das Solow-Modell Wirtschaftswachstum durch technologischen Fortschritt. Das Einkommen wird dabei als eine Funktion dargestellt, welche hauptsächlich durch Kapital (K) und Arbeit (L) beschrieben wird. Die Variable A ist ein Indikator für die Produktivität, oder in anderen Worten, technologischen Fortschritt. \[ Y = A_{t}F(K_{t}L_{t}) \]




Frage 2: Was ist die sog. "Goldene Regel"?




Antwort Frage 2

Durch die goldene Regel bestimmt die Sparquote, bei der der Pro-Kopf-Konsum maximiert wird. Im „Golden Rule Steady State“ entspricht die Grenzrate des Kapitals gleich der Wachstumsrate der Bevölkerung plus der Abschreibungsrate.




Frage 3: Gegeben sei folgende Produktionsfunktion: \[ Y = AK^{\alpha}L^{\beta} \]


(a) Nennen und erläutern Sie die Eigenschaften einer neoklassichen Produktionsfunktion.




Antwort Frage 3 (a)

Positive und abnehmende Grenzerträge: \[ F_{K} > 0 \] \[ F_{KK} > 0 \] \[ F_{L} > 0 \] \[ F_{LL} > 0 \] Konstante Skalenerträge: \[ F(\lambda K, \lambda L) = \lambda F(K, L) \] Essentielle Produktionsfaktoren: \[ F(0, L) = F(K, 0) = 0 \] K > 0 und L > 0 damit F(K,L) > 0

Inada-Bedingung: \[ lim_{K→0} F_{K}(K,L) = \infty \] \[ lim_{K→ \infty} F_{K}(K,L) = 0\] \[ lim_{K→0} F_{L}(K,L) = \infty \] \[ lim_{K→\infty} F_{L}(K,L) = 0 \]


(b) Ist die gegebene Cobb-Douglas FUnktion eine neoklassische Produktionsfunktion= Welche Bedingung muss dafür erfüllt sein?



Antwort Frage 3 (b)

Positive und abnehmende Grenzerträge: \[ F_{K}(K, L) = \alpha A K^{\alpha - 1} L^{\beta} \] \[ F_{L}(K, L) = \beta A K^{\alpha} L^{\beta - 1} \] Damit die erste Ableitung größer Null ist, muss α>0 und β>0 gelten. \[ F_{KK}(K, L) = \alpha(\alpha - 1)A K^{\alpha - 2} L^{\beta} \] \[ F_{LL}(K, L) = \beta(\beta - 1)A K^{\alpha} L^{\beta-2} \] Damit die zweite Ableitung kleiner Null ist, muss α≪1 und β<1 gelten.

Konstante Skalenerträge: \[ F(\lambda K, \lambda L) = A(\lambda K)^{\alpha} (\lambda L)^{\beta} = \lambda^{\alpha + \beta} A K^{\alpha} L^{\beta} = \lambda^{\alpha+\beta} F(K,L) \] Damit F(λK, λL) = λF(K,L) muss α+β=1 erfüllt sein.

Essentielle Produktionsfaktoren: \[ F(0, L) = A 0^{\alpha} L^{\beta} = 0 \] \[ F(K, 0) = A K^{\alpha} 0^{\beta} = 0 \]

Inada-Bedingung: \[ lim_{K→0} \alpha A K^{\alpha - 1} L^{\beta} = \infty \] \[ \frac{\alpha A L^{\beta}}{K^{1 - \alpha}} \] Wenn nun K gegen Null konvergiert, geht FK→ ∞.

(Die Inada-Bedingung ist erfüllt. Sie können versuchen nach obigen Beispiel zu beweisen, dass die übrigen Inada-Bedingungen auch erfüllt sind. Die Herleitung erfolgt analog.)

Damit eine Cobb-Douglas Funktion eine neoklassische Produktionsfunktion darstellt, müssen folgende zwei Bedingungen erfüllt sein:




Frage 4: Nehmen Sie an, dass sich das Wachstum einer Volkswirtschaft anhand folgender Graphik beschreiben lässt. In welchen Punkten befindet sich die Volkswirtschaft in einem Gleichgewicht? Begründen Sie, ob die jeweiligen Gleichgewichte stabil sind oder nicht.
Frage4




Antwort Frage 4

Punkt A: kein Gleichgewicht, da k = 0.

Punkt B: Stabildes Gleichgewicht ("steady state"), da



Punkt C: Kein stabildes Gleichgewicht, da


Frage 5: Das steady state gibt das langfristige Gleichgewicht einer Volkswirtschaft wieder. Allerdings ist das steady state im Solow-Modell nicht als langfristiges Niveau zu verstehen, sondern es zeigt die gleichgewichtigen Wachstumsraten, bei denen kt+1 = k t erfüllt ist, d.h. die Wirtschaft nicht weiter wächst.


(a) Seit der Industrialisierung konnte ein kontinuierliches Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum beobachtet werden. Begründen Sie das kontinuierliche Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum anhand des Solow-Modells. Ist unendliches Wachstum möglich?




Antwort Frage 5 (a)

Durch technologischen Fortschritt. Der technologische Fortschritt kann man sich als eine Variable vorstellen, die angibt, wie viel mit gegebenem Kapital und Arbeit produziert werden kann. Allgemein bezeichnet der technologische Fortschritt einen Effizienzgewinn der Wirtschaft, da bei gegebener Menger an Arbeit und Kapital mehr produziert werden kann. Solange es einen technologischen Fortschritt gibt, kann eien Wirtschaft weiterwachsen, c.p.


(b) Welche Modell-Varianten beschreiben den technologischen Fortschritt im Solow-Modell?




Antwort Frage 5 (b)

Technologischer Fortschritt bedeutet nicht unbedingt eine technologische Innovation (z. B. Lokomotive, Internet). Unter technologischem Fortschritt versteht man auch Produktionverbesserungen (z. B. Sicherheit oder PS-Leistung eines Autos) oder eine höhere Produktvielfalt (z. B. verschiedene Auto-Hersteller). Insgesamt gibt es drei Modell-Varianten, die einen technologischen Fortschritt berücksichtigen:



(c) Zeigen Sie graphisch wie sich das steady state verändern, wenn die Sparquote sinkt.



Antwort Frage 5 (c)

Frage5c


(d) Zeigen Sie graphisch die Auswirkungen eines höheren Bevölkerungswachstums.



Antwort Frage 5 (d)

Frage5d


(e) Ist eine Sparquote von s = 0 oder s = 1 möglich? Erläutern Sie!




Antwort Frage 5 (e)

s = 0: Da Investitionen den Ersparnisse entsprechen, bedeutet s = 0, dass auch der Kapitalbestand gleich Null ist, da nichts investiert werden kann. In diesem Fall ist weder Produktion noch Konsum möglich. Eine Sparquote von Null impliziert langfristig einen Konsum von Null.

s = 1: Wenn eine Volkswirtschaft das gesamte Einkommen spart, ist der Kapitalstock und die Produktion sehr hoch. Allerdings bedeutet eine solche Situation, dass die gesamte Produktion eingesetzt werden muss, nur um die Abschreibungen auszugleichen. Es bliebe kein Einkommen für den Konsum übrig.

Ein optimaler Konsum erfordert also eine Sparquote s ∈ (0,1).


(f) Eine höhere Sparquote ist nicht zwangsläufig wohlfahrtsmaximierend, obwohl sie zu einem höheren Kapitalstock bzw. Einkommen führt, da die Konsumquote sinkt. Auf der anderen Seite bedeutet aber eine höhere Konsumquote eine niedrigere Sparquotem wodurch langfristig der Kapitalstock sinkt. Die sog. "Golden Rule" beschreibt den konsummaximierenden Kapitalstock. Dieser Kapitalstock lässt sich rechnerisch ermitteln, wenn die Steigung der Abschreibungsquote gleich der Steigung der Investitionskurve entspricht. Zeichnen Sie die Graphik und zeigen Sie die Konsumquote.



Antwort Frage 5 (f)

Frage5f


(g) Erläutern Sie, weshalb das langfristige Gleichgewicht eine Wachstumsrate von Null impliziert.




Antwort Frage 5 (g)

Das Solow-Modell zeigt, dass je höher die Produktion, desto höher die Sparquote, um die Produktion bzw. den Kapitalstock aufrecht zu erhalten bis schließlich die Investitionen gleich den Abschreibungen entsprechen. Um weiter wachsen zu können muss gelten, dass s > 1. s > 1 würde bedeuten, dass die Sparquote höher als das Einkommen wäre. Zumindest langfristig ist das nicht möglich und ein konstantes Wirtschaftwachstum kann so nicht aufrecht erhalten bleiben. Langfristig muss die Kapitalintensität gegen einen konstanten Wert konvergieren.



Frage 6: Bitte kreuzen Sie die richtigen Aussagen an.

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