9.11 Geldpolitik bei fixen Wechselkursen

Bei fixen Wechselkursen ändert eine Expansion der heimischen Kreditmenge (expansive Geldpolitik) mittelfristig nichts außer der Zusammensetzung der Geldmenge, die im Mundell-Felming Modell jedoch nicht direkt beobachtbar ist. Jede Änderung der Inlandskredite wird letzlich über den Devisenmarkt durch eine entgegengesetzte Änderung der Devisenreserven ausgeglichen. Wird nach einer Erhöhung der Geldmenge von M0 auf M1, die Rückkehr der Geldmenge zum Gleichgewichtsniveau initiiert, so spricht man von Sterilisierung. Der Zwang, den Wechselkurs stabil zu halten, führt letztlich zu einer zwangsweisen Sterilisierung, jeder geldpolitischen Maßnahme, die nicht auf den Ausgleich anderer Schocks beruht. Die folgende Graphik veranschaulicht dieses Problem.

Der Schieberegler ermöglicht es, eine geldpolitische Maßnahme darzustellen. Im Falle expansiver Geldpolitik heißt dies, dass das Geldangebot erhöht wird und die Zinsen sinken um das erhöhte Geldangebot am Markt abzusetzen. Somit verschiebt sich die LM-Kurve nach rechts, die Zinsen sinken und das BIP steigt. Damit verschiebt sich die FF-Kurve nach rechts und es entsteht die bei flexiblen Wechselkursen schon beschriebene Zinslücke. Da die Zinsentwicklung im heimischen Markt (Punkt A) und der neue Gleichgewichtszins auf dem Devisenmarkt (Punkt C) in entgegengesetzte Richtung laufen, ist die Zinslücke und damit auch der Druck auf den Wechselkurs sehr groß. Im Fall einer restriktiven Geldpolitik würden sich die Vorzeichen der Veränderungen umkehren.

Bei flexiblen Wechselkursen würde sich der Wechselkurs kurzfristig durch Abwertung anpassen, das BIP weiter und die Zinsen wieder etwas ansteigen, siehe 9.8. Bei fixen Wechselkursen muss die Notenbank den Abwertungsdruck anders auffangen. Entweder reduziert sie die Geldmenge, indem sie die heimische Kreditmenge wieder reduziert, oder indem sie Devisenreserven gegen heimische Währung verkauft und diese so aus dem Verkehr zieht (Geld in der Zentralbankbilanz ist dem normalen Wirtschaftskreislauf entzogen). In beiden Fällen reduziert sich die Geldmenge und der Abwertungsdruck. Das System ist wieder im Gleichgewicht, wenn die ursprüngliche Geldmenge erreicht ist. Expansive Geldpolitik funktioniert bei fixen Wechselkursen, wenn überhaupt, nur kurzfristig.


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Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de